Montag, 29. Juni 2009

#11 Konzert: Coco Rosie, München

Eine wilde Kostümierung + fluoreszierende Gesichtsbemalungen + ein wildes Sammelsurium an Geräuschen + klassische Instrumente + ein selbst zusammengabautes Drumkit (aus Rohren, Eimern und Diversem mehr) + eine spezielle Dia- bzw. Videoschau = CocoRosie live.

Eine halbe Stunde Verspätung haben Sierra und Bianca Casady als sie, zusammen mit einem Drummer und Pianisten, gegen halb zehn die Bühne betreten. Schnell merkt man, dass dieses Konzert nicht nur für die Ohren bestimmt ist, sondern dass die Augen sehr gefordert werden würden. Schon die Outfits implizieren das: ein goldener Monokini unter einer glänzenden, mit Erdbeeren bedruckten Leggins, darüber ein Rüschenlätzchen und auf dem Kopf schließlich eine Spitzenhäubchen á la Charles Dickens bei Sierra. Bianca steht ihrer älteren Schwester in nichts nach, so trägt sie einen einteiligen, teilweise zerschnittenen Schlafanzug, darunter eine Latexleggins und über der Brust eine Art Leder-Nieten-Westchen. Im Hintergrund das erste grell-bunte Bild auf der Leinwand und die zwei Mitmusiker, teils in einer Kinderspidermanverkleidung. Dann kanns ja losgehen.

"Buffalo" ist der Eröffnungstitel. Und schon ist man von Sierras wunderschöner, klassischer Stimme in den Bann gezogen. Bianca ist währenddessen an ihrem "Goodies-Tisch". Dort befindet sich alles, was Geräusche machen kann und all dies wird im Laufe des Abends auch eingesetzt.

Sierra zeichnet sich nicht nur durch ihre bemerkenswerte Stimme und die Tatsache aus, dass sie eine Trompete bis aufs genauste imitieren kann, sondern auch durch die Fähigkeit, diverse Instrumente zu beherrschen. Sie wechselt zwischen Klavier, Harfe, Gitarren, einer orientalischen Flöte und mehr. So steht sie meist im Vordergrund, während ihre Schwester eher ruhig an der magischen Geräuschkulisse tüftelt und mit ihrer verzerrten, eigenartig-wunderbaren Stimme die Lieder ergänzt.

Musikalisch befinden wir uns zwischen HipHop, Klassik, Elektro, Folk, Jazz und sogar gospelhaftes ist herauszuhören. 

Im Hintergrund auf der Videoleinwand fliegen Tauben, Rappervideos werden gezeigt und vor- und zurückgespult, spielende Kinder, doch vorallem die Frauen und das Frauenbild scheinen das Thema. So sieht man eine muslimische, verschleierte Barbie neben einem "normalen" Modell, Miss Wahlen in den USA und Frauen in Burka. Vor dieser Kulisse folgen "Gallows", "Black Rainbow", "Happy Eyes", Fatherhood", "Milk Man", "Good Friday", "Animals", "Tekno Love Song", "Beautiful Boyz", "K-Hole", "Terrible Angels", "Lemonade", "Promise", "Japan" und "Afterlife Party".

Das Publikum, zu Beginn des Konzertes eher noch ruhig, taut gegen Mitte auf und schafft eine tolle, ausgelassene Atmosphäre, die auch CocoRosie beeindruckt. Schon vor dem letzten regulären Titel "Afterlife Party" hört der Jubel kaum mehr auf. Die beiden regulären Zugaben "Sex Jam" und das Kevin Lyttle Cover "Turn Me On" folgen. Das Publikum ist angeturnt und will mehr. Nach minutenlangem Klatschen, Rufen, Schreien betreten CocoRosie nochmal die Bühne, beide sichtlich erfreut. Ein weiteres Lied, eingeleitet durch einen Kinderreim, folgt und das Publikum freuts.

Insgesamt 1 Stunde und 45 min dauerte das Geschehen in der Freiheizhalle. Wer danach noch nicht genug von den beiden hatte, konnte die Konzert-Exclusive EP "Coconuts, Plenty of Junk Food" erwerben und so die ganze restliche Nacht mit CocoRosie verbringen.

 

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