
Das sechste Studioalbum, der in New York beheimateten Musikerin, besticht wie die Vorgängerwerke durch Individualismus und musikalisches Können. Gekennzeichnet ist dies durch stimmliche, textliche und musikalische Besonderheiten. So ist Spektor nicht nur bekannt für virtuoses Klavierspiel und ein breites Stimmspektrum, sondern auch für spezielle stimmliche Techniken, wie etwa beatboxähnliche Geräusche, die sie in ihre Songs einbaut. Eins kann vorweggenommen werden, auch auf „Far“ sind diese Qualitäten der Musikerin wieder vertreten.
Schon die erste Single „Laughing With“ kennzeichnet das Wesen des gesamten Albums. Es ist weniger verspielt, ruhiger, nachdenklicher und, man könnte sagen, klassischer als vieles bisher gehörte. Glaube und Religion, ein immer wiederkehrendes Thema bei Spektor, steht bei „Laughing With“ im Zentrum. Doch bei „Far“ es geht um viel mehr: um die Gesellschaft, politische Themen und um Liebe, Liebe, Liebe. Aber auch die für sie typischen humoristischen und (selbst)ironischen Anwandlungen, die den Hörer zum schmunzeln bringen, sind auf der neuen CD vertreten. So etwa in „Folding Chair“: „I’ve got a perfect body, though sometimes I forget / I’ve got a perfect body ‘cause my eyelashes catch my sweat“. Ebenfalls wichtiges Element (spätestens seit dem allseits beliebten „Samson“ des Vorgängerwerks) sind ihre wunderschönen Balladen, auf diesem Album am eindrucksvollsten durch „Eet“ vertreten.
„Far“ ist im Vergleich zum Vorgänger „Begin To Hope“, weit weniger überproduziert und überladen. So steht nun das Piano noch deutlich stärker im Mittelpunkt und wird nicht durch eine Vielzahl von anderen Instrumenten oder elektronischen Elementen erdrückt und überlagert. Man wird schnell von Reginas Klavierspiel in seinen Bann gezogen und bemerkt mit Freude ihre klassische Klavierausbildung.
Ein Wehmutstropfen (wenn man dies so nennen kann) ist lediglich, dass die meisten der für das Album ausgewählten Titel schon längst bekannt sind. Sie gehörten zu Spektors Liverepertoire der letzten Jahre und sind somit Teil diverser Livemitschnitte. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum man aus über 700 Titeln fast ausschließlich diejenigen auswählt die schon bekannt sind. Vielleicht war dies aber auch beabsichtigt, da so schon im Vorfeld beurteilt werden konnte wie gut die Songs beim Publikum ankommen und somit auch bei den Hörern der neuen CD.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit „Far“ ein stimmiges, ideenreiches und vielfältiges Album entstanden ist. Fans werden nicht enttäuscht sein und auch als Einsteigeralbum ist „Far“ zu empfehlen. Es führt in die besondere musikalische Welt der Regina Spektor ein, überfordert nicht und sticht doch angenehm aus der musikalischen Masse hervor. Sicher lässt sich sagen, dass der Hörer nach dem Genuss dieses Albums mit einem Lächeln auf den Lippen vor dem Plattenspieler zurückbleibt.
Es macht Spaß sich mit Regina in die musikalische „Ferne“ zu begeben, „Far“ eben.
Regina Spektor drehte nicht nur ein ganz wunderbares Video zur ersten Single, sondern auch zu meinem Favoriten "Eet". Viel Spaß mit beiden!
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