Nachdem es ganze sechs Jahre dauerte, bis die irische Folksängerin wieder den Süden Deutschlands besucht, war mir schnell klar, dass ich zu diesem einzigen Konzert in der Schweiz (und wohl auch überhaupt ausserhalb des UK?) gehen muss! Durch den Schneesturm kämpften wir uns zum Kulturzentrum im Kammgarn. Dort angekommen erwartete uns eine kleinere Halle, in der Tische und Stühle aufgebaut waren, was ich von Konzerten sonst nicht gewohnt bin. Das ganze war aber sehr stimmungsvoll mit Teelichten dekoriert und keltische Symbole waren an den Bühnenhintergrund projeziert. Es wurde auch ziemlich voll, immerhin mussten später noch viele Leute auf der Treppe im hinteren Bereich sitzen. Nachdem wir uns - wie es sich für die Schweiz gehört - mit Rivella ausgestattet hatten, ging es auch schon los. Sehr gut fand ich noch den Hinweis, dass die meisten Leute da waren, um "der Musik zum lose" und jeder, der das nicht wolle, sich sein Geld wieder abholen, dann aber auch bitte gehen möge. Dazu gab es auch Applaus. Komisch, dass alle Leute die Störenfriede hassen, diese sich aber trotzdem an so gut wie jedem Konzert einfinden.
Möglicherweise ist denjenigen ja noch eingefallen, dass sie dann doch lieber ihr Geld sparen. Das Konzert verlief nämlich absolut Störungsfrei.
So, nun aber endlich zum Konzert an sich. Cara Dillon und ihre dreiköpfige Band betraten um 21:05 die Bühne. Sie begrüßte das Publikum und bat darum, "es sich gemütlich zu machen, wo es doch draussen schon so kalt sei". An die Setlist kann ich mich leider nicht mehr genau erinnern, ab sie spielten natürlich viele Titel von ihrem neuen Album "Hill Of Thieves". Da das Album viele ruhige Traditionals enthält, wurde der Abend auch eher ruhig. Ab und zu wurde die Stimmung von flotteren Stücken aufgeheitert, viele davon auch nur instrumental, bei denen Cara auch mal zur Geige oder zur Flöte griff, und das Publikum deutlich begeisterter Beifall klatschte, als nach den ruhigen Liedern. Immer wieder erzählte sie mit dem schönsten irischen Akzent Geschichten zu den einzelnen Titeln, die meistens natürlich von Frauen handeln, die von Jimmy, Johnny oder Jamie betrogen wurden. Mit einem Lächeln fügte jedesmal hinzu "well, he was a bad man". In die Setlist eingestreut war auch eine Coverversion von Van Morrison's "Crazy Love", bei dem das Publikum mitsingen sollte. Das klappte am Ende sogar ganz gut. Zwei Titel des Abends widmete Cara Dillon Freunden, die mit ihr und der Band in der Umgebung Sightseeing gemacht hatten und sie mit Schokolade ausgestattet hatten (die anscheinend, als nur Cara Dillon und Sam Lakeman einige Lieder zu zweit spielten, vom Rest der Band hinter der Bühne verputzt wurde).
In der Mitte des Abends gab es eine kurze Pause. Danach ging es mit deutlich flotteren Songs weiter, so dass das Publikum auch wieder etwas aktiver wurde. Mein persönliches Highlight war "P Stands For Paddy". Immer wieder faszinierend fand ich, wie alle Musiker mehrfach in einem Lied ihre Instrumente wechselten. So gab es mehrere Flöten, eine Art Dudelsack, der aber nicht geblasen, sondern irgendwie mit dem Arm aufgepumpt wird, eine Geige, zwei Gitarren und natürlich Klavier ("Can you imagine how difficult it is to get the grand piano on board of an easy jet airplane???").
Am Schluss wurden noch zwei Zugaben gespielt, passenderweise "The Parting Glass", was wohl wirklich als Abschluss gedacht war, und nach mintenlangem Applaus noch von Cara a capella auf gälisch "Fil, Fil A Run Ó". Eigentlich war es wunderschön und Cara Dillons Stimme ist live einfach noch umwerfender als auf ihren Alben. Leider wurde die schöne Stimmung gerade bei den ganz leisen Stücken von andauernden Bässen gestört, die wohl zur Disco gehörten, die direkt unter der Halle liegt. Schade. Dennoch war es ein gelungener, fast zweistündiger Abend. Die Setlist hätte etwas weniger eintönig sein dürfen, was sich ja aber wie gesagt nach der Pause besserte.
Hoffentlich dauert es nicht wieder sechs Jahre bis wir Cara Dillon das nächste Mal live erleben dürfen. Vielleicht wäre ja Bestechung mit Schokolade eine Möglichkeit. Ich geh schon mal einkaufen...
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